Das MBUI-Fondsmanager-Tagebuch für Januar 2023 ... Neustart: Gehe nicht über "Los"!
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Mehrwertphasen-Strategie,
wenn kurz vor der neuen Runde die Ereigniskarte "Gehe zurück zur Badstraße. Gehe nicht über Los. Ziehe keine 4.000 Mark ein." gezogen wurde, war das ärgerlich, denn mit den 4.000 Mark hatte man schon gerechnet. An der Börse gibt es - anders als beim Monopoly - für den Neustart keine Prämie, sondern nur die Hoffnung auf eine neue Runde, die am Ende Gewinne beschert. Wie sind die Aussichten für das neue Jahr? Eigentlich so, wie jedes Jahr: Es wird besser oder schlechter.
Lesen Sie hier, welche Überlegungen uns im Januar leiteten, wie wir gewonnene Erkenntnisse konkret umsetzten und was das Jahr 2022 insgesamt dem MBUI bescherte.
(Alle Ausgaben des MBUI-Fondsmanager-Tagebuchsfür die jeweils letzten 12 Monate finden Sie - nach Bestätigung des Disclaimers - im Bereich für Investment-Professionals auf der MBUI-Website.)
Donnerstag, 05.01.2023
Erinnern wir uns an die Euphorie, mit der die Marktteilnehmer ins letzte Jahr gestartet waren. Die großen Banken und Vermögensverwalter sahen die europäischen und die US-Märkte deutlich steigen. Der DAX stand zum Jahresbeginn bei 15.885 Punkten Die schlechtesete aller Prognosen sah den DAX für Ende 2022 bei 16.00 Punkten. Man lächelte nur milde über so viel Pessimismus. Doch am Ende stand das Börsenbarometer bei 13.924.
Nach einem schlechten Jahr sind die Prognosen meist schlechter. Nicht so in diesem Jahr, in dem viele davon ausgehen, dass es grundsätzlich ein gutes Jahr wird. Allerdings scheint auch Einigkeit darüber zu bestehen, dass es erst in der zweiten Jahreshälfte so richtig aufwärts gehen wird. Kontraindikator? Nur mal so ein Gedanke dazu: Wenn die Inflation zunächst sinkt und die Notenbanken das Tempo der Zinserhöhungen drosseln oder die Zinsen gar wieder senken, dann ist die Wahrscheinlichkeit für zunächst steigende Märkte größer. Wenn dann - wie schon oft - Zweitrundeneffekte für eine erneut ansteigende Inflation sorgen, könnten die Märkte schon auf dem falschen Fuß erwischt werden. Dabei hat es in Phasen deutlicher steigender Inflation fast immer eine zweite Welle gegeben. Dabei war der Peak meist sogar höher als zuvor. Aber auch andere Ereignisse kommen als Appetitverderber in Frage. Zahlungsausfälle der Zombieunternehmen wurden oft diskutiert, waren jedoch jüngst gar kein Thema mehr. Fallende Immobilienpreise bei steigenden Hypothekenzinsen - ein Horrorszenario. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Doch oft sind die wirklichen Gründe für Anstieg oder Fall der Börsen zum Jahresbeginn gar nicht bekannt. Deshalb halten wir uns gar nicht mit Prognosen auf. Wir sind nicht ängstlich, aber vorsichtig Für die nächsten Tage und Wochen wollen wir das Portfolio so stabil aufstellen, dass wir bei schlimmen Entwicklungen wenig verlieren und dementsprechend bei guten Entwicklungen natürlich auch weniger gewinnen. Viel müssen wir dazu am MBUI-Portfolio nicht verändern, denn so sind wir längst unterwegs.
Viel wird vom weiteren Vorgehen der Notenbanken - insbesondere der Fed und der EZB - abhängen. Für kurzfristige Entwicklungen muss man vor allem auf deren Verbalakrobatik achten. Alles in allem sind die Voraussetzungen natürlich besser als als vor einem Jahr. Aktien wie die von BMW kann man zum 2,8-fachen des Jahresgewinns kaufen. Kali + Salz kostet das 1,6-fache des Jahresgewinns. Aber das bestätigt nur, dass an der Börse immer übertrieben wird - nach oben wie nach unten.
Freitag, 06.01.2023
Ein robuster Arbeitsmarkt n den USA, eine etwas schwächer als erwartete Inflation in der Eurozone und schon geht es weiter aufwärts. Doch die Luft ist erst mal raus, denn schon am Nachmittag ist der zum Handelsstart erzielte Gewinn wieder verspielt. Aber immerhin startete der DAX mit einem starken Wochengewinn von 4,3% ins neue Jahr. Dass der MBUI in diesem Umfeld nur um 0,17% zulegte, könnte uns ärgern (jede Woche plus 0,17% ergäbe übrigens ein Jahresergebnis von 9,23% - auch nicht schlecht). Wir hatten eine klare Strategie für diese unsichern Zeiten festgelegt und sollten deshalb zufrieden sein, genau das erreicht zu haben, was für einen solchen Fall, an den wir - um ehrlich zu sein - mit nur geringer Wahrscheinlichkeit glaubten, vorgesehen war.
Donnerstag, 12.01.2023
Unter dem Titel "Nachgefragt - Die Investorenmeinung" veröffentlicht die Pro BoutiquenFonds GmbH in unregelmäßigen Abständen Interviews mit Vermögensverwaltern bzw. Dachfonds-Managern zu interessanten Fonds. Es geht dabei um mehr als nur die Frage, warum man in einen bestimmten Fonds investiert hat. Nicht umsonst werden die Interviews auch von TiAM FundResearch veröffentlicht. Lesen Sie selbst: Online-Version bzw. pdf-Datei zum Ausdrucken.
Freitag, 13.01.2023
Gleich noch ein Medienbeitrag zum MBUI: Im Börsen-Newsletter "Börsen Aktuell" wird der MBUI als "Aktivistischer Dachfonds" beschrieben - eine Umschreibung, die uns gut gefällt, denn schließlich verlassen wir uns nicht ausschließlich auf die Aktien- und Anleihen-Allokation der Zielfondsmanager, sondern greifen gezielt ein, indem wir neben der offensiveren oder defensiveren Aufstellung des Strategischen Basis-Portfolios auch mit gehebelten Short- oder auch Long-Instrumenten die Aktien- als auch die Anleihenquote gezielt steuern. Hier geht´s zum Download des Artikels.
Montag, 16.01.2023
Die Lücke klafft: Während Ökonomen für dieses Jahr - teilweise sogar schon für dieses Quartal - mit einem negativen Wachstum rechnen, bleibt der Markt aufgrund guter Zahlen in guter Stimmung. Dabei sind derzeit "gute Zahlen" allerdings oft nur geichbedeutend mit "besser als erwartete Zahlen". Man kann also davon ausgehen, dass die Stimmung schnell kippt, wenn das statistische Zahlenmaterial mal wieder "schlechter als erwartet" ausfällt.
Wenn man kurzfristig die Ventile öffnet, um das Depot mit mehr Risiko zu fluten, so muss man umgedreht auf die Anzeichen für den Schwenk zu "Risk off-Märkten" achten. Sowohl die Börsenkurse als auch der starke Euro sind wahrscheinlich nicht nachhaltig. Von einem "Soft Landing" auszugehen, ist angesichts der ja trotz allem aufgrund der deutlich restriktiven Notenbankpolitilk gefährlich. Die Märkte hoffen auf die Wiederholung des berühmten Ausnahmefalls: 1994/95 gab es trotz restriktiver Notenbankpolitik keine breite Rezession. Stimmige Erklärungen dafür gibt es bis heute nicht. Natürlich kann sich ein solches Szenario auch wiederholen. Sehr wahrscheinlich ist es jedoch nicht.
Im Wissen darum öffnen wir die Ventile des MBUI-Portfolios nur ein klein wenig mehr und rüsten das Taktische Opportunitäts-Portfolio auf. 1,5% investieren wir in den "Mexiko-Aktien-ETF 1". Durch das Freihandelsabkommen mit den USA und Kanada scheint uns Mexiko in einer guten Ausgangsposition für weitere Kurssteigerungen. Anders als vielleicht vermutet ist der ETF zu 34% in defensive Konsumgüter, zu 19% in Kommunikationsdienstleistungen aber eben auch zu 16% in Grundstoffe investiert. Nur 23 Unternehmen sind hier allokiert. Die größten zehn davon machen 78% des Fonds aus.
Mit 1% wagen wir uns erneut in den "5G-Aktienfonds 1". Bereits zweimal hatten wir mit diesem Fonds in das 5G-Segment investiert - insgesamt mit nur mäßigem Erfolg. Doch jüngst kam es zu einem deutlichen Ausbruch. Seit Jahresbeginn hat der Fonds bereits um 8,4% zugelegt. Viele Aktien, die wesentlich am Ausbau des 5G-Netzes partizipieren, sind inzwischen deutlich unterbewertet. Viele Schlüsseltechnologien kommen künftig nicht ohne 5G-Netz aus. Solide Gewinne sind nach den hohen Investitionskosten vorprogrammiert.
2% investieren wir in den "eCommerce-Fonds 1", in den wir bereits während des Corona-Lockdowns investiert hatten. Damals hatten wir in knapp vier Monaten gut 11% verdient. Seit wir den Fonds Anfang März 2021 verkauft haben, ist der Anteilspreis um 62,18% (!) gefallen. Aber auch ohne Lockdown ist der Trend des Online-Handels eindeutig positiv. Die Umsätze steigen weiter und die Gewinne sprudeln.
Um die Liquidität für diese Käufe zu beschaffen, trennen wir uns endgültig vom "Flexiblen Mischfonds 2". Zwei Drittel dieses Investments hatten wir bereits Ende November letzten Jahres (mit rund 4,5% Gewinn) verkauft. Das letzte Drittel geht nun ganz knapp unter Einstandspreis weg. Weiterhin reduzierten wir die Position im "Long/Short-Anleihenfonds 2" um ein Drittel auf nunmehr 3%. Beim "Nasdaq-Strategiefonds 1" reduzieren wir die Position um einen Prozentpunkt. Dabei handelt es sich um eine Teilrealisierung von Gewinnen, welche die Position auf weit über 8% des MBUI-Volumens aufgebläht hatte. Der Fonds, der für dieses Jahr aufgrund besonderer Umstände nur ein Risikopotential von 3% hat, bleibt nichtsdestotrotz die größte Position im Portfolio.
Donnerstag, 19.01.2023
Christine Lagarde betonte in ihrer Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, dass die Inflation - egal wie man sie betrachtet - auf jeden Fall viel zu hoch sei. Lagarde wörtlich: "Wir werden den Kurs so lange beibehalten, bis wir uns lange genug im restriktiven Bereich bewegt haben, um die Inflation rechtzeitig auf 2 Prozent zurückzuführen." Was "rechtzeitig" ist, erklärte sie allerdings nicht.
Mittwoch, 25.01.2022
Altmeister Dr. Jens Ehrhardt bringt es auf den Punkt. Im seinem Online-Newsletter formuliert er zutreffend: "Unternehmensgewinne können noch so schön sein – wenn das Geld fehlt, um Aktien zu kaufen, steigt die Börse nicht.", womit er auf die restriktive Notenbankpolitik verweist, die mit Zinsanhebungen und Abbau der aufgekauften Anleihen die monetären Zügel in den USA und Euroland weiter anzieht.
Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg an, jedoch nicht so stark wie erwartet. Prompt drehte der DAX ins Minus. Doch auch wenn der Anstieg den Erwartungen entsprochen hätte, so läge der Index immer noch auf einem Niveau, bei dem es in der Vergangenheit regelmäßig Rezessionen gegeben hat. Vielleicht sollte man auch nicht vergessen, dass die Folgen der Zinsanhebungen erst noch sichtbar werden und dass die seit längerem immer schwächer ausfallenden Auftragseingänge durchaus für eine Rezession sprechen, während sich die Märkte noch daran klammern, dass die Auftragsbücher gut gefüllt sind.
Was Prognosen wert sind, zeigt das folgende Beispiel: Anfang 2022 wurde für Deutschland ein BIP-Wachstum von 3,6% prognostiziert. Aktuell veröffentlichte das Statistische Bundesamt für Deutschland nun das tatsächliche Ergebnis: Ein preisbereinigtes Wachstum von lediglich 1,9%. Die Verbraucherpreise stiegen im Jahresdurchschnitt um 7,9%. Das war der stärkste Preisschock seit Gründung der Bundesrepublik. Der für die Geldpolitik der EZB maßgebliche HVPI (Harmonisierter Verbraucherpreis-Index) lag sogar bei 8,7%. Es ist ein weiter Weg bis zum Inflationsziel von 2%, denn es waren beileibe nicht nur die Energiekosten für die Inflation verantwortlich. Die Preise für Nahrungsmittel verteuerten sich bspw. um durchschnittlich 13,4%.
Bundeswirtschaftsminister Habeck hofft bis zum Ende des laufenden Jahres auf eine Teuerungsrate unter 5%. Wir wissen: Die Hoffnung stirbt zuletzt ... in diesem Fall aber wohl noch dieses Jahr.
Dienstag, 31.01.2023
Wow, der DAX beendet den Monat mit einem Plus von 8,65%. Damit ist er seit seinem Tiefpunkt am 29.09.2022 um sage und schreibe 29,23% gestiegen. Soll uns das Mut für 2023 machen? Eher das Gegenteil ist der Fall. Folgt man der Erkennntnis, dass es an den Börsen meist deutlich schneller bergab als bergauf geht, so kann einem Angst und Bange werden.
Ihnen/Euch wünschen wir den Mut, für die richtigen Entscheidungen und die Geduld, darauf zu warten, was sich letztendlich tatsächlich als richtig entpuppt. Wer meint, er hätte in seinem Monopoly-Spiel eine Ereigniskarte gefunden, auf der es heißt: "Gehe zurück zur Badstraße und ziehe trotzdem 4.000 Mark ein", der könnte heftig enttäuscht werden.
Ihr/euer Jürgen Dumschat
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