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Das MBUI-Fondsmanager-Tagebuch für November 2023

... lohnt sich das Warten auf die Jahresendrallye?

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Mehrwertphasen-Strategie,

die Fundamentaldaten haben gedreht und die Erwartung sinkender Zinsen sowie auf ein Soft-Landing der US-Wirtschaft beflügelte die Märkte. Anfang November erreichten die Momentum-Werte der Fonds des Taktischen Opportunitäts-Portfolio ein NIveau, von dem wir aufgrund drehender Werte im Kurzfrist-Momentum annehmen mussten, dass sie den Tiefpunkt markierten. Schlechte Nachrichten rückten in den Hintergrund. Das Sentiment wurde zunehmend von den guten Nachrichten bestimmt. Mitte des Monats bestätigten sich unsere Einschätzungen und wir richteten das MBUI-Portfolio spürbar offensiver aus. Dabei lassen wir jedoch weiterhin höchste Wachsamkeit walten, denn natürlich kann die gute Stimmung jederzeit wieder einen Dämpfer erhalten. 

Aber der Reihe nach ... 

(Alle Ausgaben des MBUI-Fondsmanager-Tagebuchs für die jeweils letzten 12 Monate finden Sie - nach Bestätigung des Disclaimers - im Bereich für Investment-Professionals auf der MBUI-Website.)


Freitag, 03.11.2023

Das Momentum der im Strategischen Basis-Portfolio und im Taktischen Opportunitäts-Portfolio allokierten Zielfonds ist seit Jahresbeginn auf dem Tiefpunkt. Gleichzeitig hellt sich das Sentiment - zumindest in den USA - auf. Angesichts des Nahost-Konflikts ist es jedoch sicherlich ein gewisses Risiko, die Absicherung auf den S&P 500 übers Wochenende aufzulösen. Wir diskutieren lange das Für und Wider und entscheiden uns letztendlich für den Verkauf des "2 x Short S&P 500-ETF". Zwei Stunden später ist der S&P 500 um 1,5% angestiegen. Der Verkauf hat uns einen Verlust von immerhin 6 Basispunkten erspart.

Dienstag, 07.11.2023

Nach dem starken Anstieg des S&P 500 am Freitag dümpelte der Index gestern und heute lustlos seitwärts. Aus dem Banken-Bereich gibt es zunehmend schlechte Nachrichten. So ist die die Schwedische Reichsbank offensichtlich faktisch pleite. Nachem der Anstieg des S&P 500 seit Ende Oktober immerhin rund 6% betrug, entscheiden wir uns, die Absicherung wieder zu aktivieren. Wir kaufen den "2 x Short S&P 500-ETF" um 2,52% günstiger als bei Verkauf am Freitag. 

Donnerstag, 09.11.2023

Nach dem monatelangen Gerangel um den Industriestrompreis wurde nun auf einmal eine völlig andere Lösung für das Problem der hohen Kosten energieintensiver Unternehmen gefunden. Man senkt einfach die Stromsteuer für alle Unternehmen des produzierenden Gewerbes von 2,05 Cent bzw. 1,537 Cent auf 0,05 Cent pro Kilowattstunde. Zusammen mit einigen weiteren Maßnahmen wie der Stabilisierung der Netzentgelte soll die deutsche Wirtschaft in den kommenden fünf Jahren um 28 Milliarden Euro entlastet werden. Dabei soll sogar die Schuldenbremse eingehalten werden. Wie das nun auf einmal funktionieren kann, ist uns ein Rätsel. Der DAX zieht an, der S&P 500 verliert. 

Freitag, 10.11.2023

Wer vom gestrigen Kursaufschwung an den Börsen profitieren wollte, der hätte gestern kurz vor Börsenschluss verkaufen müssen. Nach einer Rede des US-Notenbank-Chefs Jerome Powell eröffneten die Märkte heute Morgen mit einem kräftigen Gap nach unten. Powell hatte klargemacht, dass "... die Tür zu weiteren Zinserhöhungen längst noch nicht geschlossen ist." Kein Wunder, denn das Inflationsziel von 2% ist nach wie vor noch nicht in erreichbarer Distanz. Die US-Zinsen bekommen - unabhängig von Leitzinserhöhungen - aber auch Druck von den Märkten. Seit dem 01. Oktober (= Beginn des neuen US-Fiskaljahres) stellt sich die Neuverschuldung der USA bereits auf gut 537 Milliarden US-Dollar. So kann man Zinsen nicht senken. 

In Deutschland belastet der Immobilien-Preisverfall. Eigentumswohnungen verbilligten im Vergleich zum Vorjahresquartal um 10,5%, Einfamilienhäuser kosteten im Schnitt 12,%1 weniger als ein Jahr zuvor. Bei Mehrfamilienhäusern lagen die Abschläge gegenüber dem Vorjahr sogar bei 24,0%. Die Krux: Aufgrund der steil gestiegenen Zinsen wird kaum noch gebaut. Wohnraum wird immer knapper, weshalb die Mieten weiter steigen. Diese wiederum wirkt sich auf die Inflation aus, die auch von den aktuellen Gehaltsforderungen der Eisenbahner oder der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi weiter befeuert wird. Letztere fordert für die Beschäftigten des Einzelhandels durchweg einen um 2,50 Euro höheren Stundenlohn. Bei einem Stundenlohn von 20 Euro wären das 12,5% Lohnerhöhung, doch wer verdient im Einzelhandel schon 20 Euro pro Stunde?

Dienstag, 14.11.2023

Nach 3,7% im August und im September war die US-Inflationsrate für Oktober bei 3,3% erwartet worden. Dass sie nun tatsächlich nur 3,2% beträgt, würde man normalerweise als marginale Abweichung kaum beachten. Doch derzeit ist offensichtlich nichts normal. Die Märkte feiern die kleine Abweichung. Die Logik dahinter: Die Notenbankpolitik wirkt, also wird die Fed die Zinsen nicht weiter erhöhen. Daraufhin sinken die Anleihekurse während die Aktienkurse anziehen. Deutschland freut sich und macht mit. Von einem Tag auf den anderen dreht die Stimmung. Das Momentum der Fonds im Taktischen Opportunitäts-Portfolio lag bis vor einer Woche im tiefroten Bereich. Die kurzfristigeren Drei- und Fünf-Tageswerte signalisierten, dass dies der vorläufige Tiefpunkt war. Wir drehen deshalb an der Allokation. So investieren wir rund 5% des MBUI-Volumens mittels ETF in US-Anleihen mit mindestens 20-jähriger Restlaufzeit sowie 3,3% in einen Double Long-ETF auf den Nasdaq 100. Gleichzeitig halbieren wir die Absicherungen auf den S&P 500 und den DAX. Die Position des "Flexiblen Mischfonds Europa 1" halbieren wir ebenfalls und erhöhen im Gegenzug das Exposure im offensiveren "Ausgewogenen Mischfonds 3".

Die Investition in ETF´s ermöglicht es uns, bei einem erneuten Stimmungsumschwung die neuen Positionen schnell wieder zu schließen und zudem wieder über Double Short-ETF´s abzusichern. 

Mittwoch, 15.11.2023

Trotzdem: In Deutschland sieht es längst nicht so rosig aus, wie die Börsenentwicklungen einen auf Anhieb glauben mache.: Dafür, dass die Inflation nicht so schnell in Richtung 2% sinkt, hat die Ampelkoalition nun auch mit dem Beschluss zur LKW-Maut gesorgt. Der Transport mit einem herkömmlichen Schwerlast-Lkw verteuert sich nach Berechnungen des Handelsblatts (inklusive Dieselzuschlag) um circa 16%. Zudem gilt die Mautpflicht ab Mitte 2024 auch für größere Lieferwagen zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen, die bisher von den Zahlungen ausgenommen waren. Die Speditionen werden diese Mehrkosten an ihre Auftraggeber weiterreichen. Zahlen wird es in letzter Konsequenz ganz sicher der Verbraucher. Wie damit erreicht werden soll, dass bis 2030 ein Drittel der Lkw-Fahrleistung elektrisch oder mit alternativen Kraftstoffen erfolgt, ist offensichtlich für die Ampelkoalition selbst ein Rätsel. Die Lösung lautet: So geht´s nicht. 

Trotzdem registrieren wir - ausgehend von den USA - einen anhaltend deutlichen Stimmungswechsel. Fed-Chef Jerome Powell signalisierte nun doch, dass der Zinsgipfel definitiv erreicht sein könnte und vieles spricht dafür, dass die US-Wirtschaft nicht in die Rezession schlittert. 

Themenwechsel: Die Hoffnungen, die durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz befeuert werden, erhalten ausgerechnet durch die Beatles neue Nahrung. 60 Jahre nach ihrem ersten Nummer-1-Hit können sie (zumindest zwei von ihnen, nämlich der 83-jährige Ringo Starr und der 81-jährige Paul McCartney) mit "Now and Then" ihre 18. Toplatzierung in den britischen Charts feiern. "Now and Then" wurde in den frühen 70er-Jahren durch John Lennon komponiert, aber nicht fertiggestellt. Nun wurde der Song mit der KI-Unterstützung vollendet. Der Erfolg kann sich hören - und sehen - lassen: Von allen Liedern der Beatles hat dieser Song innerhalb von nur einer Woche bereits die meisten Streams erzielt und ist zudem die am schnellsten verkaufte Single des Jahres 2023. 

Freitag 17.11.2023

Die Korrelation der Realzinsentwicklung mit dem Goldpreis ist - zumindest vorübergehend - außer Kraft gesetzt. Allerdings wird die nachlassende Goldnachfrage der Anleger durch Zentralbankkäufe insbesondere aus den Emerging Markets weitgehend kompensiert. Bereits im vergangenen Jahr markierten die Zentralbankkäufe ein Allzeithoch, welches möglicherweise in diesem Jahr erneut überboten wird.

  Goldkäufe der Notenbanken  

Die Patt-Situation zwischen Anlegern und Zentralbanken führte dazu, dass der Goldpreis (auch wenn er aktuell auf Jahressicht ca. 10% im Plus liegt) seit gut eineinhalb Jahren innerhalb einer recht engen Bandbreite eher seitwärts pendelt. Auf den ersten Blick unverständlich ist dabei die deutliche Underperformance der Goldminenaktien, die seit ihrem Jahreshöchststand im Mai nunmehr bald 20% verloren haben. Hier herrscht wohl die Angst vor steigenden Energiekosten vor, die die Gewinnmarge der Unternehmen belasten könnten. Kann eine weitere Eskalation des Krieges gegen die Hamas vermieden werden, so könnte jedoch der Ölpreis, der seit seinem Jahreshoch im September schon rund 14% nachgegeben hat, weiter fallen oder sich zumindest auf dem aktuellen Niveau stabilisieren. Minenaktien hätten dann gewaltigen Aufholbedarf, weshalb wir eisern an der Position im "Dynamischen Edelmetall-Mischfonds 1" (aktuell 5,75% des Fondsvermögens) festhalten.

Themenwechsel: Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert für die rund 600 Angestellten der Deutsche Bank-Tochter DB Direkt eine Erhöhung der Mindeststundenvergütung von 12,05 auf 17,50 Euro. Ehe Sie selbst rechnen: Das wäre eine Steigerung um gut 45%. Denk ich an Deutschland in der Nacht ... Heinrich Heine wurde zwar bereits 1797 geboren, doch seine Texte sind immer noch aktuell. Er wusste allerdings nicht, dass Deutschland "Schlusslicht in der EU" und "Schlaraffenland" gleichzeitig sein kann. 

Montag, 20.11.2023

Einer Schätzung von Moody's zufolge haben US-Finanzinstitute bis zum 30. September unrealisierte Verluste in Höhe von 650 Milliarden US-Dollar angehäuft. Bereitet sich hier  der "Schwarze Schwan" auf den Landeanflug vor? Zunehmend oft findet man Kommentare, dass sich die USA finanziell übernehmen - wir haben schon mehrfach darauf hingewiesen. Die USA haben Probleme, ihre Schulden zu refinanzieren. China fällt als Käufer aus. Dazu muss man wissen, dass China in der Spitze 26% aller US-Staatsanleihen hielt. Die steigenden Renditen führen umgekehrt zu Riesenverlusten der US-Banken. Die Bank of America hat gerde für den letzten Monat einen potentiellen Verlust von 130 Milliarden US-Dollar bekanntgegeben. Auch Citygroup, Wells Fargo und JPMorgan haben unrealisierte Verluste in zweistelliger Milliardenhöhe in ihren Bilanzen. Die US-Regierung hat in diesem Jahr frische Anleihen im Wert von 18,3 Billionen Dollar emittiert - 31,9% mehr als im Vorjahreszeitraum. Die aktuelle Verschuldung der USA ist seit Juni um mehr als zwei Billionen US-Dollar gestiegen. Hier droht weiterhin Ungemach.

Freitag, 24.11.2023

Mit der Allokation des "Mexiko-Aktien-ETF 1", die bereits im Januar des Jahres erfolgte, haben wir offensichtlich den Nagel auf den Kopf getroffen. Erstmals seit 20 Jahren sind die US-Importe aus Mexiko wieder höher als die aus China. Das dürfte der Börse in Mexiko weiteren Auftrieb geben. Das vor drei Monaten markierte Allzeithoch dürfte schon bald wieder überboten werden. In den letzten drei Jahren ist der mexikanische Aktienindex um 75% gestiegen. Dieser Trend dürfte unserer Einschätzung nach noch eine Weile anhalten.

  US-Importe aus China und Mexiko  


Mittwoch, 29.11.2023

Die Inflation in Deutschalnd geht zurück. Im November wird sie im Vergleich zum Vorjahr nur noch um 3,2% angestiegen sein. die deutlich geringere Teuerungsrate sorgte vor allem ein deutlicher Rückgang des Ölpreise. Die Börsen feiern, doch der Bürger reibt sich im Supermarkt verwundert die Augen: Die Lebensmittelpreise sind erneut weit überdurchschnittlich, nämlich um 5,5%, angestiegen. Bei dem frühen Wintereinbruch könnte auch der Ölpreis schon bald wieder anziehen. EZB-Chefin Lagarde sagt zu Recht, dass die Inflation noch längst nicht besiegt ist. Im Euroland schon bald mit sinkenden Zinsen zu rechnen, wäre fahrlässig.

Donnerstag, 30.11.2023

Der MBUI-Anteilspreis, der bis zur Monatsmitte um 0,57% nachgegeben hatte, ist in der zweiten Monatshälfte um 1,25% gestiegen, was letztendlich zu einem Monatsergebnis von plus 0,67% führte. Alles sieht danach aus, dass es die nächsten Tage so weiter geht, auch wenn die Märkte inzwischen überkauft erscheinen. Doch wenn Märkte früher in diesem Maße überkauft waren, dann hieß dies umgekehrt, dass weniger Geld für weitere Käufe zur Verfügung steht. Doch genau das ist aktuell nicht der Fall, denn es steht noch viel Geld in Warteposition. Die Hoffnung, dass dies noch in diesem Jahr gewinnbringend eingesetzt werden kann, schwindet mehr uns mehr, denn dazu müssten die Märkte ja erst fallen, umd dann - noch in diesem Jahr - wieder zu steigen. "FOMO" könnte so schon bald zum "Effizienzberater" mutieren. 

Wir mutmaßen, dass es bei einer Korrektur noch im Dezember nicht mehr zu einer Erholung in diesem Jahr kommt. Während andere auf den (vermeintlich) richtigen Zeitpunkt zum Einstieg lauern, warten wir auf den richtigen Zeitpunkt zum vorläufigen Wiederausstieg.
 

Aber keine Bange. Wir sind alles andere als mutlos. Bis zum nächsten Mal also ...


Ihr/euer Jürgen Dumschat

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