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Das MBUI-Fondsmanager-Tagebuch für Juli 2024

... heißer Juli mit kühlem Kopf ... 4,24% Plus seit Jahresbeginn

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Mehrwertphasen-Strategie,

im Juli gab es eine kräftige Schubumkehr für die "Magnificent Seven". Abgesehen von Meta Platforms (plus 9,94) und Apple (plus 1,66%) lagen die "Mag 7" durchweg mit 7% bis 8% im Minus. Da mussten ganz schön viele kleinere Unternehmen Kursgewinne hinlegen, um dem S&P 500 trotzdem zu einem Plus zu verhelfen. Fonds mit den volumenstärksten US-Unternehmen unter den Top-Positionen kamen ordentlich ins Schlingern. Der MBUI verfehlte hingegen ein positives Monatsergebnis nur knapp und musste sich mit einem Minus von 0,20% begnügen. Damit steht seit Jahresbeginn ein Plus von 4,25% zu Buche. 

Nun aber zu unseren Tagebuchnotizen für den vergangenen Monat ...

(Alle Ausgaben des MBUI-Fondsmanager-Tagebuchs für die jeweils letzten 12 Monate finden Sie - nach Bestätigung des Disclaimers - im Bereich für Investment-Professionals auf der MBUI-Website.)


Montag, 08.07.2024

Die Zeichen für einen Wirtschaftsabschwung mehren sich sowohl in Deutschland als auch in den USA. Die Euphorie für weiter steigende Kurse ist gedämpft. In solchen Phasen werden auf einmal Indices und Regeln zitiert, die vorher nur Insider kannten. So warnt die Sahm-Regel vor einer Rezession in den USA. Die 
Ökonomin Claudia Sahm hat diesen Frühindikator auf Basis der historischen Beobachtung entwickelt, dass eine Rezession wahrscheinlich ist, wenn die dreimonatige gleitende Durchschnittsarbeitslosenquote um mindestens 0,5 Prozentpunkte über den niedrigsten Wert der letzten 12 Monate steigt. Genau das ist aktuell der Fall.

Aber auch ein von Warren Buffett entwickelter Indikator sendet ein Warnsignal für einen Crash. Buffett dividiert die Summe der Marktkapitalisierung aller US-Aktien durch das US-Bruttoinlandsprodukt. Oberhalb von 150% sieht Buffett eine Überbewertung, bei der das Risiko eines Börsencrashs deutlich zunehme. Wenn sich das Verhältnis der 200%-Marke nähert, war in den vergangenen 80 Jahren ein Crash unvermeidbar. Zugrunde liegt der "Wilshire 5000 Total Market Index", der mehr als 5.000 Unternehmen umfasst. Der "Buffett-Indikator" hat in den letzten Tagen ein Rekordhoch erreicht. So verwundert es nicht, dass sich Buffett an Apple-Aktien nahezu halbiert hat. Die Cash-Reserven von Berkshire Hathaway stiegen auf ein neues Rekordhoch von 277 Milliarden US-Dollar.

Montag, 15.07.2024

Auf die Ergebnisentwicklung des MBUI sind wir schon ein bisschen stolz. Der gut austarierte Mix aus dem Taktischen Absicherungs-Portfolio, dem Strategischen Basis-Portfolio und dem Taktischen Opportunitäts-Portfolio funktioniert in dieser Zeit ohne klaren Trend wirklich gut. Geht es mal ein paar Tage runter, so sind wir nur in geringem Maß dabei. Wir müssen dann nicht Vollgas geben, um mit anderen mitzuhalten, denn wir haben nach jeder Delle weniger aufzuholen. 

  Wir haben dem Vergleich mit dem volumen-stärksten deutschen Mischfonds die beiden aktuellen Topseller beigefügt (Zeitraum: Ein Jahr per 12.07.2024). Dabei steht der ACATIS-Fonds stellvertretend für den "GANÉ Value Fund", der noch kein Jahr alt ist. Seit Umstellung der Strategie hat sich der GANÉ-Fonds jedoch auf Augenhöhe mit dem bis vor kurzem von GANÉ beratenen "ACATIS Value Event" entwickelt.

Auffällig erneut: Der MBUI hat in den kurzen und nur marginalen Verlustphasen weniger verloren und konnte damit den etwas gemächlicheren Anstieg bestens kompensieren. Übrigens: Sowohl der "GANÉ Value Event" als auch der "DC Value Global Balanced" sind im Basis-Portfolio des MBUI allokiert. Und einmal mehr der Hinweis: Langfristig kann der MBUI mit den deutlich offensiveren Fonds gewiss nicht mithalten. Das Ziel ist, risikoadjustiert Ähnliches zu leisten und dabei den Anleger vor hohen Schwankungen und Drawdowns zu bewahren. Derzeit liegt die Calmar Ratio des MBUI, welche die Chance/Risiko-Relation anzeigt, deutlich vor den oben gezeigten (und vielen anderen) Fonds.

Mittwoch, 17.07.2024

Das Leben wird nur rückwärts verstanden, aber vorwärts gelebt. Diese Erkenntnis verdanken wir dem dänischen Philosophen Soren Kierkegaard. Umgemünzt auf unsere jüngste Anlageentscheidung im Taktischen Opportunitäts-Portfolio: Nach dem Attentat auf Donald Trump sind die Chancen für dessen Wahlsieg wohl eher noch gestiegen. Seine America First-Politik, die ja durchaus auch unter Biden fortgesetzt wurde, wird er ausbauen. Sein Wahlprogramm verspricht viel - ob die Versprechen auch eingelöst werden, interessiert die Börse jetzt noch nicht.

Mit Blick auf die Entwicklungen in den letzten Jahren wäre es opportun, nun erneut auf den "2x Long Nasdaq 100-ETF" zu setzen, der über die letzten fünf Jahre um gut 340% zugelegt hat (dabei hat der Nasdaq 100 lediglich 120 Plus erreicht). Mit knapp 70% Wertzuwachs über den gleichen Zeitraum erscheint der Russell 2000 dagegen wie eine "Lame Duck". Doch zwei Argumente sprechen für ihn: Kommt es zu einer Korrektur an den Aktienmärkten, so wird der gehebelte Nasdaq 100-ETF deutlich stärker einbrechen. Die Hebel-Dynamik des Double Long-ETF´s, die weit mehr als eine Verdoppelung des Ergebnisses des Index in der Aufwärtsphase bewirkte, macht sich dann umgekehrt bemerkbar.

Die Opportunität sehen wir jedoch im extremen Nachholbedarf der US Small Caps, die in den letzten Tagen (siehe rechte Grafik) ein Momentum ausgebildet haben, welches uns zum Einstieg ermutigt. Hinzu kommt, dass die aggregierten Gewinne der Unternehmen aus der zweiten Reihe im zweiten Quartal erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder kräftig ansteigen dürften. Die Berichtssaison hat gerade erst begonnen. Die Handvoll Unternehmen, die bisher ihre Daten veröffentlicht haben, weisen einen Gewinnanstieg von über 9% gegenüber dem Vorjahr aus. 

 

Die vier ETF´S, die den Russel 2000 nachbilden, haben eine nahezu identische Wertentwicklung bei einer Kostenquote zwischen 0,25% und 0,32%. Für 0,35% laufende Kosten gibt es aber den "US Small Cap Quality Weighted ETF". Der bildet den „Russell 2000 0.4 Quality Target Exposure Factor Index“ nach. Dieser Index bietet ebenfalls Zugang zu Unternehmen aus dem Small-Cap-Segment des US-Aktienmarkts. Unternehmen mit einem hohen Qualitätsfaktor werden hier jedoch stärker gewichtet. Über fünf Jahre gab es damit eine kontinuierliche Outperformance gegenüber den normalen Russell 2000-ETF´s, die sich inzwischen auf knapp 17% (entspricht durchschnittlich 3,2% p.a.) beläuft.

Der von uns ausgesuchte Fonds ist der einzige, der diesen Quality-Index abbildet. Wir haben ihn vorerst mit 2% gewichtet. Im Gegenzug haben wir die Absicherung durch den Double Short-ETF auf den S&P 500 verkauft. Skeptisch bleiben wir jedoch für den DAX, dessen Double Short-Absicherung wir weiterhin beibehalten, auch wenn sich dass in den letzten zwei Monaten nicht gelohnt hat. Absicherung kostet eben manchmal Geld, damit man abgesichert ist, wenn es nötig wird.

Donnerstag, 18.07.2024

  Mancher Anleger dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben, als er nach einigen Tagen mal wieder in sein Depot geschaut hat, insbesondere dann, wenn er erst vor kurzem in Fonds mit starker Gewichtung der "Magnificent Seven" (oder gar in die Aktien selbst) investiert hat. 
Anleger verloren mit den "Glorreichen Sieben" innerhalb von 10 Kalendertagen nahezu 800 Milliarden US-Dollar.


Dabei lagen Apple und Tesla sogar leicht im Plus (Stand: 18.07.2024/17:00 MEZ). Fonds mit hoher Gewichtung der Schwergewichte im S&P 500 bekamen diese Kursverluste natürlich zu spüren. Fonds, die auf kleinere Unternehmen mit deutlich attraktiverer Bewertung gesetzt haben, konnten hingegen zulegen. Während in diesem Monat bislang fünf der Magnificent Seven im Schnitt rund 7,6% verloren, konnte der S&P 500 insgesamt um 0,21% zulegen. 

Für die großen ETF's ist der Rückschlag vielleicht ein Glücksfall, denn diese waren zuletzt in den "Mag 7" untergewichtet und hinkten deshalb der Performance des Index hinterher. Fallen die Kurse weiter, so müssen die ETF's aber Bestände in den Mega-Caps abbauen. Dreht der Markt wieder nach oben, so underperformen sie erneut, wenn sie nicht kräftig nachkaufen. Ein erneuter Kursanstieg würde sich dann auf immer dünnerem Eis bewegen.  


Randnotiz: Die Nachricht, dass die EZB heute die Zinsen nicht weiter gesenkt hat, dürfte wohl niemanden wirklich überrascht haben. 

Freitag, 25.07.2024

Auch in Deutschland verschlechtert sich die Stimmung und man kann sich nur verwundert die Augen reiben, wenn man die trotzdem weiter steigenden Kurse betrachtet. Der Ifo-Geschäftsklima-Index verschlechterte um 1,6 Punkte auf 87,0 Punkte. Analysten hatte hingegen einen Anstieg auf 89,0 Punkte erwartet, doch die Stimmungsaufhellung blieb (vorerst) aus. Ifo-Präsident Clemens Fuest kommentierte: "Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise."
Wir hatten die Double Short-Absicherung auf den DAX bereits in der ersten Monatshälfte auf gut 4% erhöht und alleine damit das Netto-Aktienexposure um gut 8% gesenkt. Die physische Aktenquote liegt derzeit bei 30,75%. Insgesamt dürfte das Netto-Aktienexposure (nach Absicherungen und Short-Positionen in Long/Short-Fonds) aktuell bei ca. 18% liegen.  

Donnerstag, 31.07.2024

Es wundert uns nicht, dass die Inflation im Euroraum im Juli von 2,5% auf 2,6% gestiegen ist, denn die Kerninflation ist nicht nur gefühlt weiter hoch. Sie verharrte im dritten Monat in Folge bei 2,9%. Auch in Deutschland dürfte sich die Inflation im Juli eher leicht erhöht haben, denn die Lohnrundeneffekte gehen ja an der Wirtschaft nicht spurlos vorbei. Hinzu kommen womöglich schon bald wieder Lieferkettenprobleme, denn die Mehrzahl der Reedereien weigert sich - zu Recht - die Passage durch den Suezkanal anzusteuern und sich damit den Angriffen der Huthi-Rebellen auszusetzen. Das verlängert die Lieferroute aus Fernost  nach Europa um ca. zehn Tage und blockiert damit Containerkapazität. Das wird sich schon bald bemerkbar machen. 

Wir bleiben vorsichtig. Lieber verlieren wir 0,20% in einem Monat wie dem Juli, weil wir zu vorsichtig waren, als 2% oder 3% in einem der folgenden Monate, weil wir zu übermütig agiert haben. 

Mehr natürlich auch in dem in Kürze erscheinenden MBUI-Monatsbericht.
Bis zum nächsten Mal ...


Ihr/euer Jürgen Dumschat

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