Das MBUI-Fondsmanager-Tagebuch für September 2024 ... September-Feelings oder Oktoberfest-Stimmung
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Mehrwertphasen-Strategie,
der September ist bekanntlich - ähnlich wie die anderen elf Monate des Jahres - ein schwieriger Monat. Positive Ergebnisse sind für den DAX (und andere Aktienindices) im September - folgt man den einschlägigen Statistiken - eher selten zu erwarten. 2020 (minus 1,43%), 2021 (minus 3,63%), 2022 (minus 5,61%) und 2023 (minus 3,51%) machten wenig Mut, dass der DAX ausgerechnet in 2024 ein positives Ergebnis abliefern würde.
Doch wie so oft kann man solchen Statistiken nicht trauen, denn die Chance für ein gutes Monatsergebnis richtet sich nun mal nicht nach den Ergebnissen der Vorjahre. Und so hat der DAX in einem wirtschaftlichen und politischen Umfeld, das mehr als die vergangenen Jahre für einen Börseneinbruch sprach, ein Plus von 2,21% erzielt. Die Entwicklung im Laufe des Monats glich aber eher einer Achterbahn, womit die Einstimmung auf inzwischen tausende von Oktoberfesten weltweit gelungen war.
Nun aber zu unseren Tagebuchnotizen für den vergangenen Monat ...
(Alle Ausgaben des MBUI-Fondsmanager-Tagebuchs für die jeweils letzten 12 Monate finden Sie - nach Bestätigung des Disclaimers - im Bereich für Investment-Professionals auf der MBUI-Website.)
Montag, 02.09.2024
Die Inflationsrate fällt wohl unter 2%. EZB-Ziel erreicht? Mitnichten, denn der inflationsmindernde Basis-Effekt aufgrund der hohen Verbraucherpreise in den Vorjahresmonaten wächst langsam aus dem nur auf jeweils 12 Monate ausgerichteten Berechnungszeitraum heraus. Zudem liegt die Kern-Inflation immer noch bei 2,8%. Auch die Lohnsteigerungen deuten nicht auf weiter sinkende Preise hin. Im Gegenteil: Im zweiten Quartal sind die Nominallöhne bundesweit um 5,4% gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt heute mit. Hohe Löhne führen zu steigenden Produktionskosten und Dienstleistungspreisen. Trotzdem rechnet die Mehrheit der Marktteilnehmer mit einer weiteren Zinssenkung in diesem Monat. Der DAX ist auf dem Sprung, die Marke von 19.000 zu überwinden.
Donnerstag, 05.09.2024
Über die letzten acht Wochen hat der S&P 500 exakt 2,00% verloren. Aufgrund der Arithmetik seiner Berechnung (negative Verdoppelung der jeweiligen Tagesentwicklung) hat der Double Short-ETF auf den S&P 500 im gleichen Zeitraum nur 2,68% zugelegt. War es ein Risiko, die Absicherung aufrechtzuerhalten? Natürlich, denn jedes Investment an der Börse ist grundsätzliich ein Risiko. Bei fallenden Märkten steigt jedoch die Chance überproportional. |
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Die obige Grafik zeigt es deutlich, denn beim Rückgang des Index bis Anfang August war der Gewinn des Double-Short-ETF´s überproportional, also mehr als doppelt so hoch. Warum wir nach wie vor eher pessimistisch sind? Sentiment und Momentum trüben sich ebenso ein wie die Wirtschaftsdaten und vor allem die Gewinnerwartungen. Die Folgen sind bereits da zu spüren, wo in der ersten Jahreshälfte die spekatulärsten Kursgewinne erzielt wurden.
Blackrock schrieb vorgestern in einer Mitteilung an Kunden, dass in einigen neueren Studien bezweifelt werde, dass die Einnahmen aus KI die Investitionswelle in die Technologie rechtfertigen würden. Die Nvidia-Aktie verlor daraufhin 9,5%. Mit 279 Milliarden US-Dollar war dies der höchste Verlust, den der Aktienkurs eines Unternehmens jemals an einem einzigen Tag verlor. Der gerade erst kürzlich aufgestellte Minus-Rekord von Meta Platforms in Höhe von 232 Milliarden US-Dollar wurde damit deutlich übertroffen. Die Kursentwicklungen der einschlägigen sieben Unternehmen sind inzwischen alles andere als "magnificent" (in der folgenden Grafik seit Anfang Juli bis gestern):
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Montag, 16.09.2024 Die Landesbanken bieten in den aktuellen Tarifverhandlungen 10,8% mehr Gehalt bei einer Laufzeit von 35 Monaten. Doch Verdi will mehr, nämlich 12,5% bei nur 12 Monaten Laufzeit. Damit sollen die hohen Inflationswerte der letzten Jahre ausgeglichen werden. Von sinkenden Lohnforderungen bei niedriger Inflation oder gar Deflation haben wir allerdings noch nichts gehört. Noch besser kann es der Deutsche Bankangestellten-Verband (DBV), der - bei 12 Monaten Laufzeit - sogar 14,5% fordert. Zur Tarifgemeinschaft Öffentlicher Banken gehören 45 Mitgliedsinstitute mit rund 60.000 Beschäftigten.
Mittwoch, 18.09.2024
Seit Monaten sind wir auf der Suche nach einem Fonds, der unmittelbar die Goldpreisentwicklung abbildet. Goldminenaktien haben zwar aufgrund ihrer starken Underperformance in Relation zum Goldpreis einen kräftigen Aufholbedarf. Steigende Produktionskosten und sinkende Goldreserven der produzierenden Minen bremsen die Kurse der Goldminenaktien womöglich.
Fonds, die physisch mehr als 10% in Gold investieren, gelten als AIF und sind für den MBUI nicht investierbar. Nun glaubten wir, den richtigen Fonds gefunden zu haben, denn im Basis-Informationsblatt heißt es: "Das Anlageziel besteht darin, den Anteilinhabern ein synthetisches Engagement in den Index Basket Precious Metals Strategy oder einen Index mit der gleichen Zusammensetzung zu bieten. Dieser Index ist repräsentativ für ein Anlagespektrum, das sich aus Terminkontrakten auf Edelmetalle und Zinsen zusammensetzt." Zu früh gefreut, denn die Annahme, dass bei einer "synthetischen Anlage" die Zinsen für das Collateral die Wertentwicklung des Goldpreises noch ein wenig verbessern, war leider falsch. Schon der grafische Vergleich mit dem Goldpreis und dem von uns gewählten Goldminenaktienfonds zeigt, dass die Freude völlig fehl am Platze war:
Auch wenn die Goldminenaktien insgesamt bislang nicht in den Rallyemodus gewechselt haben, so sieht man doch, dass der Bakersteel-Fonds, eine unserer fünf Top-Positionen im MBUI-Portfolio, immer dann deutlich outperformt, wenn der Goldpreis steigt. Genau deswegen haben wir ihn bereits seit Start der Strategie (genauer gesagt seit dem 16.04.2020) im Portfolio.
Mittwoch, 25.09.2024
Das im letzten Monatsbericht (Link zum Monatsbericht 08/2024) vorgestellte "Optionsprämien-Portfolio" ist kein statisches Portfolio. Es gibt zwar kein regelmäßiges Rebalancing, doch es gibt Regeln für die Erhöhung oder Absenkung der Investitionsquoten der einzelnen Fonds. Zudem ist dieses Sub-Portfolio auch nicht auf vier Fonds beschränkt. Derzeit führen wir umfangreiche Berechnungen durch, welchen Mehrwert ein fünfter und ggfs. ein sechster Fonds bringen können oder ob ein zeitweiser Austausch eines der Fonds die bessere Alternative ist. Dabei ist das Ziel, auch hier eine Regelbasierung zu entwickeln. Heute haben wir erst mal die Position von zwei der aktuell vier Fonds aufgestockt.
Freitag, 27.09.2024
Jetzt ist es offiziell: Nach 2023 schrumpft die deutsche Volkswirtschaft auch im laufenden Jahr und zwar um 0,1%. Zu diesem Ergebnis kamen die fünf großen Wirtschaftsforschungsinstitute. Wann kommt Robert Habeck auf die Idee, dass sein Ressort maßgeblich dafür verantwortlich ist?
Montag, 30.09.2024
Seit dem tatsächlichen Einsatz im MBUI seit nunmehr fast zwei Monaten kann sich die Entwicklung des "Optionsprämien-Portfolios" (OPP) sehen lassen. Dabei zeigen die Graphen der vier Fonds nicht deren tatsächliche Wertentwicklung, sondern deren Beitrag zur Wertentwicklung des OPP, dessen tatsächliche Wertentwicklung sich aus vier aktuell allokierten Werten der OPP-Fonds ergibt:
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Der maximale Drawdown bei den Turbulenzen in den ersten Augusttagen betrug lediglich 0,90%. Fünf Handelstage später gab es bereits einen neuen Höchststand. An 28 der 43 Handelstage gab es - vollkommen unabhängig von der Entwicklung der zugrunde liegenden Anlagemärkte - jeweils einen neuen Höchststand. Das Plus des Optionsprämien-Portfolios in Höhe von 2,08% entspricht einer annualisierten Wertentwicklung von 13,13%. Das sagt für einen solch kurzen Zeitraum eigentlich gar nichts, doch alle Berechnungen zeigen rückblickend, dass die angestrebte Wertentwicklung in der Bandbreite von 6% bis 8% p.a. mehr als realistisch ist. We keep you informed!
Der MBUI-Anteilspreis kletterte im September um 1,62% und hievte das ytd-Ergebnis auf 5,02%. Damit liegen wir für einen eher defensiven als ausgewogenen Mischfonds gut auf Kurs.
Mehr natürlich auch in dem in Kürze erscheinenden MBUI-Monatsbericht. Bis zum nächsten Mal ...
Ihr/euer Jürgen Dumschat
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