Das MBUI-Fondsmanager-Tagebuch für November 2024 ... Aktienmärkte in Bestform?
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Mehrwertphasen-Strategie,
jedes (demokratische) Land bekommt die Regierung, die es verdient, denn schließlich haben die Wähler die jeweilige Führung ermöglicht. Man kann darüber streiten, wie Deutschlands bisherige als auch zukünftige Kanzlerschaft aus diesem Blickwinkel einzuordnen ist. Man konnte bei Trumps erster Präsidentschaft darüber streiten, wie sinnvoll ein Wahlsystem ist, das eine Minderheit der Wähler gewinnen lässt. Doch diesmal wurde Trump jedoch von der Mehrheit der Wähler zum Präsidenten gekürt und das wirft kein gutes Licht auf die Nation mit ihrem weltweiten Führungsanspruch.
Nichtsdestotrotz nutzen wir die - vielleicht gar nicht lange anhaltende - Auftriebskraft der Märkte, wie wir in dieser Ausgabe des MBUI-Fondsmanager-Tagebuchs noch ausführen werden. Wie "great again" Amerika dann in vier Jahren sein wird, bleibt abzuwarten. Zunächst drohen hohe Zölle, die natürlich alle eingeführten Güter verteuern, was sich bei der Inflation bemerkbar machen dürfte. Die Staatsverschuldung wird zudem weiter ansteigen. Da der "Vertrieb" der US-Schulden (insbesondere in den BRICplus-Staaten) längst nicht mehr so gut wie früher funktioniert, wird die Fed-Bilanz tendenziell eher wieder aufgebläht werden. Steigende Zinsen sind damit wahrscheinlicher als fallende. Zugleich sollen die Steuern (insbesondere die Unternehmenssteuern) gesenkt werden. Haushaltsdisziplin geht anders.
Apropos Kosten: Anders als viele Mitbewerber nennen wir Ihnen immer nur die Zahlen und Fakten für die Retail-Anteilsklasse des MBUI (WKN A2QCX6). Für diese Anteilsklasse zahlt der MBUI an alle Lagerstellen 0,60% Vertriebsfolgeprovision (Bestandsprovision) aus. Es ist übrigens interessant, wie unterschiedlich die von den verschiedenen Depotbanken auf dieser Basis ausgezahlten Beträge sind.
Es gibt aber auch eine weitere Anteilsklasse (WKN A2JF7J). Diese ist keine gewöhnliche Clean Share-Anteilsklasse, denn neben dem Verzicht auf die Vertriebsfolgeprovision von 0,60% hat diese Anteilsklasse einen zusätzlichen Kostenvorteil von 0,30%. Im Gegenzug beläuft sich die Mindestanlagesumme auf 100.000 Euro.
Seit kompletter Neuausrichtung der Strategie (Stichtag: 23.03.2020) hat diese I-Anteilsklasse mehr als doppelt so viel Performance (im Schnitt 6,28% p.a.) erwirtschaftet wie der Durchschnitt aller defensiven Multi Asset- und Multi Asset-Dachfonds. Dabei belief sich der Maximum Drawdown auf lediglich 8,70%, während alle Fonds der Vergleichsgruppe insgesamt im Schnitt einen Maximum Drawdown von 10,77% in Kauf nehmen mussten. Daraus errechnet sich für den MBUI eine bemerkenswerte Calmar Ratio von 0,72.

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Analyse von Martin Friedrich von Lansdowne Partners Austria: Trotz naturgemäß höherer Kosten haben Multi Asset-Dachfonds im Schnitt eine bessere Performance, eine geringere Volatilität und einen geringeren Maximalverlust vorzuweisen. Auch wenn die Unterschiede nur marginal sind, so ist zumindest festzuhalten, dass die höheren Kosten die Ergebnisentwicklung nicht belastet haben.

Zu beurteilen ist natürlich jeder Einzelfall. Die obige Tabelle macht jedoch klar, dass man den Kosten keine gesteigerte Aufmerksamkeit schenken sollte, wenn doch die Performance (die bekanntlich nach Kosten gemessen wird) besser ist als beim Fonds mit den geringeren Kosten.
Nun aber zu unseren Tagebuchnotizen für den vergangenen Monat ...
(Alle Ausgaben des MBUI-Fondsmanager-Tagebuchs für die jeweils letzten 12 Monate finden Sie - nach Bestätigung des Disclaimers - im Bereich für Investment-Professionals auf der MBUI-Website.)
Mittwoch, 06.11.2024
Im Oktober gab es den höchsten Mittelzufluss, den jemals ein Hochzinsanleihen-ETF zu verzeichnen hatte. Ein einziger Investor kaufte für 750 Millionen Euro Anteile des "iShares Euro High Yield Corporate Bond UCITS ETF". Da sich der ETF natürlich entsprechend eindecken musste, zogen die Kurse für die im Index enthaltenen Hochzinsanleihen kräftig an. Ohnehin ist der Markt aktuell strapaziert, denn am Primärmarkt gab es Neuemissionen in Höhe von rund 16 Millionen Euro - das war das höchste Monats-Volumen seit mehr als drei Jahren.
Montag, 07.11.2024
Nach dem Wahlsieg Donald Trumps und der Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses dürfte die Börse - auch wenn wir längerfristigen positiven Auswirkungen skeptisch gegenüberstehen - erst mal Rückenwind haben. Wir haben deshalb alle Double Short-Absicherungen aufgelöst. Zudem sicherten wir die aufgelaufenen Gewinne des "Contrarian-Value-Aktienfonds 1", der jedoch mit knapp 8% weiterhin die größte Position im MBUI-Portfolio bleibt. Der Fonds ist weiterhin im Hardclosing.
Dienstag, 12.11.2024
Am 09.02.2024 hatte der S&P 500 erstmals die Marke von 5.000 Punkten überschritten. Es dauerte nur neun Monate und zwei Tage, um auch die 6.000 Punkte zu erreichen. In der letzten Nacht (Ortszeit) war es soweit.
Mittwoch, 13.11.2024
Nachdem die Inflation in der Euro-Zone im Oktober wieder angestiegen ist, melden nun auch die USA einen Anstieg um 0,2% auf 2,6%. Die Kerninflation, die Energie und Lebensmittel unberücksichtigt lässt, bleibt mit nunmehr 3,3% hoch. Ob die Fed noch in diesem Jahr eine weitere Zinssenkung vornimmt, bleibt abzuwarten.
Donnerstag, 14.11.2024
Per Ende letzten Monats hat der Goldpreis (in US-Dollar) auf Jahressicht um 38,37% zugelegt. Der "Dynamische Edelmetall-Mischfonds 1" hat im gleichen Zeitraum ein Plus von 59,70% erzielt; der "Goldsektor-Aktienfonds 1" erwirtschaftete sogar 65,13% (Fonds-Wertentwicklungen in Euro).
Doch jüngst gab der Goldpreis deutlich nach. In kürzester Zeit steht nun ein Minus von knapp 8% zu Buche und die beiden Goldfonds verloren in der Spitze 17,83% bzw. 17,37%. Das Momentum drehte in den negativen Bereich und bei der aufgelaufenen Verlusthöhe kam schon längst die "digitale Frage" aus dem Maschinenraum des MBUI, ob die beiden Fonds nicht sicherheitshalber verkauft werden sollten. Warum entschieden wir uns für den Verbleib beider Fonds im MBUI-Portfolio?
Einerseits waren die Märkte in den letzten Tagen vom Sieg Trumps bei der US-Präsidentenwahl geprägt. Die Mär vom "Trump Trade" machte die Runde. Tatsächlich waren es jedoch weniger die Aktienmärkte insgesamt, die profitierten, denn nur etwa 40% der im S&P 500 gelisteten Aktien liegen zehn Tage nach der Wahl überhaupt im Plus; weniger als 10% performten mit mehr als 5% und weniger als 2% mit mehr als 10%. Der wahre "Trump-Trade" spielte sich bei den Kryptowährungen ab. Der Bitcoin verteuerte sich um nahezu 40%. Gold - und damit auch die Minenbetreiber sowie die deren Zulieferer - kamen dabei ins Hintertreffen.
Wer glaubt, dass es die "normalen Anleger" waren, die den Goldpreis zuvor in die Höhe getrieben haben, der täuscht sich.
Der Anteil der Gold-ETF´s am gesamten ETF-Markt liegt auf historisch niedrigem Niveau (siehe Grafik). Dies gilt genauso für den Anteil der allokierten Minenaktien am Gesamtmarkt. Da die wesentlichen Notenbanken weiter kaufen, wird der Goldpreis weiter steigen. Anleger könnten diese "Verschnaufpause" nutzen, um zu investieren. Wir glauben b.a.W. an die baldige Fortsetzung des Gold-Booms. |
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Freitag, 15.11.2024
Gestern haben wir das Taktische Opportunitäts-Portfolio mit dem "Smart Energy-Aktienfonds 1" ergänzt. Der Fonds hat den Anteilspreis über die letzten fünf Jahre mehr als verdoppelt, was einer durchschnittlichen Performance von 16% p.a. entspricht. Jüngst hat sich die Entwicklung zusehends beschleunigt. Über 12 Monate liegt der Fonds mit 43% im Plus. Der Fonds, der weniger in Energiewerte als vielmehr in die Energie-Infrastruktur und damit verwandte Themen investiert, bekommt durch den ungeheuren Bedarf an Energie (bspw. für die Kühlsysteme von Rechenzentren oder die steigende Elektromobilisierung) weiteren Auftrieb. So verbraucht alleine der Supercomputer "Aurora", den HP Enterprises gemeinsam mit Intel aufgebaut hat, 60 Megawatt Energie und ca. 130.000 Liter Wasser pro Minute (!) für die Kühlung. Derzeit sind in den USA 399 Rechenzentren in Betrieb. Deren Energieverbrauch liegt insgesamt bei 14.800 Megawatt pro Jahr. Weitere 73 Rechenzentren sind im Bau und viele weitere in Planung. Bis 2029 soll der Energiebedarf auf 24.100 Megawatt ansteigen. OpenAI-CEO Sam Altman stellte kürzlich im Weißen Haus Pläne für Mega-Datenzentren in verschiedenen Bundesstaaten vor, die jeweils so viel Energie verbrauchen wie Miami, wo aktuell knapp 6 Millionen Menschen leben.
Neben den 2,25% für den "Smart Energy-Aktienfonds 1" haben wir auch erneut - diesmal 2,75% des Fondsvolumens - in den "US Small Cap Quality Weighted ETF" investiert. Bei einem durchschnittlichen KGV von 16 ist die relative Bewertung der im Russell 2000 gelisteten Unternehmen so niedrig wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr. Mit dem nach Qualität gewichteten Index-Investment sollten wir hier gut positioniert sein.
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Freitag, 22.11.2024
Erstmals überspringt der Goldpreis die Marke von 2.700 US-Dollar und das bei einem im Vergleich zum Euro starken Dollar, der in den letzten vier Wochen 7,5% zulegte. Unsere Einschätzung, dass die Gold-Rallye noch nicht am Ende ist, scheint sich schneller als gedacht zu bewahrheiten.
Dienstag, 26.11.2024
Fast genau einem Jahr haben wir erneut in den "Long/Short-Technologiefonds 2" investiert, nachdem wir im ersten Anlauf kein Glück hatten. Nachdem wir uns intensiv mit Konzept und Management des Fonds befasst hatten, waren wir absolut überzeugt. Nachdem es nach der ersten Investition im April 2021 noch etwas abwärts ging, nutzen wir die Chance, die Postion zu einem günstigeren Kurs noch zu erhöhen. Doch es folgte eine Durststrecke, die uns Ende 2022 schließlich veranlasste, uns vorübergehend von diesem Fonds zu trennen. Rückblickend wäre es natürlich besser gewesen, den Fonds nicht zu verkaufen. So warteten wir mit dem Wiedereinstieg bis Herbst 2023. Mit dem absehbaren Ende der Phase, in der nur einige wenige Unternehmen die Kursentwicklungen in den USA - und damit aufgrund des hohen US-Anteils am MSCI World auch weltweit - bestimmten, war klar, dass der Fonds wieder auf fundamentaler Basis Long- und Short-Positionen aussuchen kann. Erneut stiegen wir mit 2,5% ein und diesmal lief es wie am Schnürchen. Inzwischen ist die Position auf 3,7% des Fondsvermögens angewachsen. Das Plus von gut 48% hat die überschaubaren Verluste der Erstinvestition längst überkompensiert. Heute wechseln wir die ursprünglich investierte Retail-Anteilsklasse in die institutionelle Anteilsklasse, deren Mindestanlagevolumen wir inzwischen überschritten haben.
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Außerdem verkauften wir den extrem defensiven "Options- und Anleihen-Strategie-Fonds 1" zum Allzeithoch und trennen uns von dem in den letzten Monaten enttäuschenden "Logistik & Energie-Fonds 1". Im Gegenzug investieren wir in den "Innovativen Technik- und Robo-Aktienfonds 2", in dem wir ebenfalls bereits - allerdings mit ordentlichem Erfolg - investiert waren. Wir glauben, dass die Automatisierung von Fertigungsprozessen (neben anderen Anwendungen) einer der größten KI-Gewinner sein dürfte, zumal hier der Anteil der Erlöse aus Wartungsverträgen und Updates stetig wachsen dürfte.
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Samstag, 30.11.2024
Jahrelang war der Arbeitsmarkt vom Facharbeitermangel gekennzeichnet. Doch die stetig zunehmende Bürokratisierung, die hohen Lohnnebenkosten, die subventionierten Importe (insbesondere in der Autoindustrie) und die drohenden Zollschranken machen den Unternehmen mehr und mehr zu schaffen. Auf einmal geht das Gespenst einer zunehmenden Arbeitslosigkeit um. In den letzten fünf Jahren ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland um 20% gestiegen. Sie liegt nun wieder bei 6% - der höchste Wert seit 2016. Doch dieser Wert dürfte weiter steigen.
VW will drei Werke schließen und weitere verkleinern. BASF will 2.600 Stellen streichen. In der Stahlsparte von Thyssenkrupp sollen bis Ende 2030 bis zu 5.000 Stellen abgebaut und 6.000 weitere Arbeitsplätze ausgelagert werden. Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen plant, bis zu 14.000 Stellen zu streichen. Bei Schaeffler, ebenfalls ein Autozulieferer, könnten nach der Fusion mit Vitesco europaweit weitere 4.700 Arbeitsplätze wegfallen, davon 2.800 Mitarbeiter in zehn Standorten in Deutschland. Bosch verschlankt sich um 5.500 Stellen, 3.800 davon in Deutschland. Ford baut im Kölner Werk bis 2027 bis zu 2.900 Arbeitsplätze ab. Continental schließt die Werke in Wetzlar und Schwalbach, was 1.200 Arbeitsplätze kostet. Die Bayer AG hat in diesem Jahr bereits 5.500 Arbeitsplätze abgebaut. Vorstandschef Bill Anderson will weitermachen. Goodyear schließt sein Werk in Fulda, wo 1.000 Stellen wegfallen. Miele will bis 2028 in Deutschland bis zu 1.300 Arbeitsplätze streichen. In Summe sind das alleine in diesen wenigen Unternehmen weit über 60.000 Menschen, die ihre Arbeit verlieren werden.
Der DAX hält sich unter diese Umständen ganz gut, denn die Börsianer übersetzen "Arbeitsplatzabbau" mit "Kostenreduktion". Zudem erzielen die DAX-Unternehmen rund 80% ihrer Erträge außerhalb Deutschlands. Doch es rumort nicht nur in Deutschland. Eine Wirtschaftswende ist unter diesen Umständen eine absolute Notwendigkeit, denn wie sollen wir den Ausbau des Sozialstaates mit höheren Militärausgaben, notwendigen Infrastrukturinvestitionen und natürlich wieder höheren Zinsaufwendungen unter einen Hut bringen.
Der MBUI schließt den Monat mit einem um 0,45% verringerten Anteilspreis ab. Seit Jahresbeginn wurden 5,11% Wertzuwachs erzielt. Der Maximum Drawdown belief sich auf 4,23%. Bereits nach 97 Kalendertagen war er wieder kompensiert. Die Calmar Ratio in den ersten elf Monaten des Jahres beläuft sich auf stolze 1,21.
Mehr natürlich auch in dem in Kürze erscheinenden MBUI-Monatsbericht. Bis zum nächsten Mal ...
Ihr/euer Jürgen Dumschat
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