Das MBplus-Fondsmanager-Tagebuch für März 2025 ... zum Verkaufen zu spät und zum Kaufen zu früh?
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Mehrwertphasen-Strategie,
die Lage wird immer unübersichtlicher. Politische Börsen haben kurze Beine, so sagt man. Dabei sollte man aber bedenken, dass Wirtschaftspolitik sehr wohl lange auf die Marktentwicklungen wirken kann. Für Donald Trump mag es Geopolitk sein, die wirtschaftlichen Auswirkungen sind unverkennbar.
ACATIS-Chef Dr. Hendrik Leber äußerte sich im Citywire-Interview dazu wie folgt: "Die Amerikaner verabschieden sich – zumindest teilweise – von der Weltbühne, und die Chinesen machen sich breiter. Ausgelöst hat diese Entwicklung ein durchgeknallter amerikanischer Präsident, der ohne ökonomischen Sachverstand in das Räderwerk der Wirtschaft eingreift und es teilweise zum Stoppen bringt."
Auf die diffusen Ängste der Marktteilnehmer, die sich am SKEW-Index ablesen lassen, hatten wir bereits in der Februar-Ausgabe hingewiesen. Im März begannen die Kurse zu bröckeln und man muss sich fragen, ob man sich nicht schon längst auf die sichere Seite hätte schlagen müssen. Doch wo gibt es heute noch Sicherheit?
In der aktuellen Ausgabe des Fondsmanager-Tagebuchs skizzieren wir eine beginnende Abwärtsspirale oder ein "Weiter-so-Szenario" ... so ganz genau wissen wir das noch nicht.
(Alle Ausgaben des MBUI-Fondsmanager-Tagebuchs für die jeweils letzten 12 Monate finden Sie - nach Bestätigung des Disclaimers - im Bereich für Investment-Professionals auf der MBplus-Website.)
Montag, 03.03.2025
Die Frage, ob Trump "America great again" macht oder eher kleiner, wird die Zukunft beantworten. Vorsichtshalber hatte er ja angekündigt, dass seine Politik anfangs mit Einbußen verbunden sein könnte. Niemand hat daraufhin aber darauf gewettet, dass sich innerhalb von nur zwei Monaten eine solche Diskrepanz der Börsenentwicklungen auftun könnte, wie wir sie aktuell sehen. 18% bzw. 21% Outperformance gegenüber S&P 500 und Nasdaq 100 - wir können uns nicht erinnern, ein derartiges Auseinanderklaffen der Entwicklungen zu Gunsten des DAX (und auch des EuroSTOXX) schon mal gesehen zu haben.
|
 |
|
Offensichtlich trauen die Börsianer den Worten ihres Präsidenten nicht so recht. Der US-Dollar hat sich seit Jahresbeginn zusätzlich um knapp 1% gegenüber dem Euro verbilligt. Letzteres liegt aber durchaus im Interesse der USA, wenn es darum geht, im Ausland wettbewerbsfähiger zu sein. Allerdings bedeutet dies umgekehrt, dass eingeführte Produkte - von den zu erwartenden Zöllen mal ganz abgesehen - sich verteuern, wenn der Trend eines eher schwachen Dollars anhält. Ob die US-Bürger an der Ladentheke dann sagen "Toll, dass vieles deutlich teurer geworden ist, als es die amtliche Inflatiuonsrate vermuten lässt, denn wir bauen unser Handelsdefizit ab!", darf getrost bezweifelt werden.
Aber Trump beeinflusst auch die Krypto-Kurse, wenn er großspurig behauptet: "Ich werde dafür sorgen, dass die USA die Krypto-Hauptstadt sind." (Anmerkung am Rande: Die Hauptstadt der USA heißt nicht USA). Aber zunächst mal stieg bspw. der Bitcoin übers Wochenende von gut 78.000 auf zuletzt fast 92.000 US-Dollar.
Donnerstag, 06.03.2025
Die EZB hat den Leitzins erwartungsgemäß um 0,25%-Punkte auf nunmehr 2,50% gesenkt. Obwohl allgemein erwartet, reagierte der DAX extrem heftig, nachdem er den Handel mit einem 200-Punkte-Gap eröffnet hatte, um bis zum Mittag wieder auf das Vortages-Niveau zurückzufallen. Am Ende des Tage gab es dann doch ein Plus von 1,6%, was die oben beschriebene Diskrepanz zu den US-Aktienkursen weiter vergrößerte. Bundesanleihen rentierten so hoch wie seit 27 Jahren (!) nicht mehr. Dies war aber wohl eher dem 500-Milliarden-Investitionspaket zuzuschreiben. |
|
 |
Freitag, 06.03.2025
Letztendlich reichte es dann gestern doch noch für ein neues Allzeithoch auf Tagesschluss-Basis. Die Messlatte liegt nun bei 23.419,48 Punkten. Normalerweise würden wir den DAX nach dieser Rallye shorten. Die Märkte sind nervös und die Vorgaben aus den USA sind alles andere als begeisternd. Doch genau das hält uns davon ab, denn offensichtlich fließen Anlagegelder derzeit aus den USA nach Europa und insbesondere nach Deutschland. Gut ist eben relativ, denn im Vergleich zu dem Chaos, das Amerikas "größter und bester Präsident aller Zeiten" gerade anrichtet, erscheint Europa als verlässliches Anlageziel. so scheint uns eine Absicherung des Aktienexposures über den Double Short-ETF auf den S&P 500 die bessere Option. Aber genau kann man dies in diesen Tagen nicht wissen.
Dienstag, 18.03.2025
Hätten wir den DAX beim Höchststand abgesichert, so hätte die Freude nicht lange gedauert. Heute hätte der DAX nach einem kurzen Einbruch fast sein vor knapp zwei Wochen markiertes Allzeithoch wieder erreicht.
Mittwoch, 19.03.2025
Regelkonform haben wir vor genau einem Monat den "Indien-Aktienfonds 1" verkauft. Vor zwei Tagen notierte der Anteilspreis um 7% tiefer als zum Verkaufszeitpunkt. Die Frage ist, ab wann sich ein Wiedereinstieg lohnt, denn dass Indien nach wie vor ein interessanter Markt ist, steht außer Zweifel. Wir warten aber zunächst mal ab, was wir in Kürze zum Thema "Zölle für alle auf (fast) alles" hören werden. Wir haben auf jeden Fall die S&P 500-Absicherung noch mal aufgestockt.
Mittwoch, 26.03.2025
Der "Volatilitätsfonds 5" ist seit Monatsbeginn um mehr als 6% abgestürzt. Im Options-Fonds-Portfolio gab es einen - temporären - Rücksetzer, der aber schon wieder zu einem beträchtlichen Teil ausgeglichen ist. Eigentlich sollte der Fonds eine Outperformance durch die Absicherung über die VIX-Futures bieten, doch die Futures blieben vom Anstieg der Volatilität unberührt. Im MBplus-Monatsbericht gibt es dazu bestimmt schon weitere Erkenntnisse.
Montag, 31.03.2025
Der Monat geht für den MBplus mit einem Minus von 1,55% zu Ende. Viele eher defensive Fonds, die wir sehr schätzen, haben einen - teilweise deutlich - höheren Monatsverlust zu beklagen. Das erste Quartal, das so gut angefangen hat, endet mit einem Minus von 0,46% - kein Beinbruch, werden die meisten sagen. Doch wir haben das mulmige Gefühl, dass das noch längst nicht alles war. Dies ist besonders schlimm, weil man im gegenwärtigen Umfeld mit allem, was man entscheidet, falsch liegen kann. Die Gewissheit, dass die Zeit alle - auch solche - Wunden heilt, hilft da auf der Kurzstrecke nur wenig.
Mehr natürlich iem in Kürze erscheinenden MBplus-Monatsbericht. Bis zum nächsten Mal ...
Ihr/euer Jürgen Dumschat
|