Das MBplus-Fondsmanager-Tagebuch für April 2025 ... Zollidiot oder genialer Dealmaker?
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Mehrwertphasen-Strategie,
der April begann mit einem Paukenschlag. Zölle für alle und das teilweise mit Nachschlag, um Deals zu erzwingen. Dass Zölle auch ein Bumerang für die eigene Wirtschaft sein könnten, kommt dem "besten US-Präsidenten aller Zeiten" nicht in den Sinn. Die Börsen sind auf jeden Fall zunächst mal ramponiert.
Doch schauen wir uns die Entwicklungen im Detail an. Hier sind die Tagebuchnotizen für den vergangenen Monat ...
(Alle Ausgaben des MBUI-Fondsmanager-Tagebuchs für die jeweils letzten 12 Monate finden Sie - nach Bestätigung des Disclaimers - im Bereich für Investment-Professionals auf der MBplus-Website.)
Montag, 07.04.2025
Im vergangenen Monat hatten wir auf den außergewöhnlichen Höchststand des SKEW-Index hingewiesen. Anleger fürchteten ein Fat-Tail-Event (den "Schwarzen Schwan") und es konnte als ziemlich sicher gelten, dass dieser Schwan aus der Zucht von Donald Trump kommen würde.
Schleichend hatte sich der US-Aktienmarkt bis zum 02. April nach unten orientiert. Der S&P 500 lag 7,77% unter seinem Allzeithoch vom 19. Februar, während sich der Nasdaq 100 sogar 11,75% von seinem am 17. Februar markierten Allzeithoch entfernte.
Dann ging es in nur drei Handelstagen um weitere 10,74% für den S&P 500 und 12,54% für den Nasdaq 100 nach unten. Damit ist der Nasdaq 100 qua Definition bereits in einem Bärenmarkt während ein solcher dem S&P 500 mit knapp 19% Minus seit seinem Allzeithoch unmittelbar bevorstehen könnte. Auf jeden Fall waren das gerade die zwei schlechtesten Handelstage seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie.
Auch in Europa fielen die Kurse. Alle 20 Sektorindices des STOXX 600 lagen im Minus.
Beim MBplus haben wir das grummelige Bauchgefühl, dass es gerade nicht gut läuft. Gold, Blockchain und das Options-Fonds-Portfolio (und natürlich alle Fonds des Basis-Portfolios) laufen in die falsche Richtung und wir fühlen uns nicht gut mit der aktuellen Entwicklung des MBplus. Dabei zeigt ein Blick auf die Märkte und auf die wohl verkaufsstärksten Mischfonds der letzten 12 Monate, dass wir tatsächlich einen ganz guten Job machen - hier die Details:
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Dienstag, 08.04.2025
War das alles nur ein kurzer Spuk? Die Märkte erholen sich und machen einen großen Teil der zuvor erlittenen Verluste wieder wett. Sollen wir die Absicherung (immerhin gut 6% Double Short auf den S&P 500 und damit minus 12% netto) wieder auflösen? Das Muster ist eigentlich bekannt: Nach einem kräftigen Tages-Crash folgt eine kräftige Erholung, ehe es weiter abwärts geht.
Schon am Abend (unserer Zeit) knicken die Märkte ein. Nach plus 200 Punkten im S&P 500 gab es bis Börsenschluss einen erneuten Rutsch von 260 Punkten nach unten. Aber unsere Double Short-Absicherung, deren Preis für den MBplus um 17:36 Uhr MEZ ermittelt wird, war erst mal gut 10% im Minus. Nachdem sich die Fronten zwischen China und Trump verhärtet haben (inzwischen 104% Zölle auf alle Waren aus China), werden wir diesen Rutsch morgen wohl wieder wettmachen, denn die Futures deuten eine Fortsetzung der Talfahrt an (was sich natürlich jederzeit ändern kann).
Mittwoch, 09.04.2025
Alle sieben Sub-Indices des Fear & Greed-Index sind in den Bereich "Extreme Fear" abgedriftet. Keine Spur mehr von Gier ("Greed"), die noch vor gar nicht langer Zeit das Geschehen an den Anlagemärkten dominierte. Einen so tiefen Stand dieses Index haben wir noch nicht erlebt. Nachdem der S&P 500 vorbörslich viermal über den Stand der gestrigen Nachbörse gestiegen war, ist er mit Börseneröffnung wieder deutlich ins Minus gerutscht. 7% Plus für unseren Double Short (12:00 MEZ). |
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Donnerstag, 10.04.2025
Aber es kam - wie so oft - erst mal anders, denn auf die schlechtesten Handelstage folgt oft eine heftige Reaktion in die Gegenrichtung. So auch gestern, als der S&P 500 mit einem Plus von 9,52% dann doch den drittbesten Tag seit dem Zweiten Weltkrieg markierte. 30 Milliarden Aktien wurden gehandelt - das war der umsatzstärkste Tag in der Geschichte der Wall Street.
Doch eine solche Tages-Rallye ist kein Beweis für Stärke, sondern elementarer Bestandteil der Krise. 22 der 25 besten Tage des Nasdaq-Index fanden im Zuge von Crash-Phasen statt.
Donnerstag, 17.04.2025
Citywire veröffentlichte heute "Die besten defensiven Mischfonds deutscher Vermögensverwalter im ersten Quartal". Dabei wurde - man glaubt es kaum - die Calmar Ratio als Bewertungskriterium herangezogen. Wenn man einen defensiven Mischfonds berät, so schaut man natürlich, wie sich der eigene Fonds im Vergleich zu den Größten (und Besten?) entwickelt hat.
Nachdem wir feststellten, dass der MBplus per 31. März im Vergleich zu den (laut Citywire) besten drei Mischfonds knapp die Nase vorne hatte, schauten wir natürlich auch, wie der MBplus den starken Drawdown in der ersten Aprilhälfte im Vergleich zu den drei Besten verkraftet hat. Das Ergebnis gefiel uns gut. Im Vergleich zum Top-Fonds dieses Vergleichs hatte der MBplus seit Jahresbeginn eine um 3% bessere Wertentwicklung vorzuweisen. Auch mit Blick auf die beiden DJE-Fonds, welche die Plätze 2 und 3 belegten, sah der MBplus gut aus.
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Bemerkenswert: In der ersten Februarhälfte markierte der MBplus zusammen mit dem "T3 Global Alloction" das bisherige Jahreshoch. Erst nach diesem Höchststand begann die Phase, in der der MBplus den Spitzenreiter des Citywire-Vergleichs um 3% outperformte. Genauso wünschen wir uns die Rolle des MBplus in schweren Zeiten.
Dienstag, 22.04.2025
Trump und Musk sind nicht mehr allerbeste Freunde. Der Kurs von Tesla ist seit Mitte Dezember um gut 56% gefallen. Der Aktienkurs fiel vor allem, weil Autokäufer in aller Welt aufgrund der massiven Unterstützung Trumps durch Elon Musk auf Modelle anderer Firmen auswichen. Trotzdem ist der Börsenwert von Tesla noch fast fünfmal so hoch wie der von Toyota, dem vor gar nicht langer Zeit wertvollsten Auotmobilunternehmen weltweit. Dann folgen im Ranking allerdings nicht mehr die deutschen Autobauer, denn die Ränge drei und vier belegen mit Xiaomi und BYD zwei chinesische Unternehmen gefolgt von Ferrari auf dem fünften Platz. Volkswagen ist inzwischen auf Rang neun abgerutscht.
Zu den Magnificent Seven der US-Börse kann man Tesla nicht mehr zählen. Trotzdem liegt das aktuelle KGV noch bei 109. Ob es gerechtfertigt ist, dass ein Unternehmen, das nur für rund 2% der globalen Automobilverkäufe verantwortlich ist, derart hoch bewertet ist, wird die Zukunft weisen. Aktuell fallen die Absatzzahlen, es sind keine neuen Modelle in Sicht sind und der Tesla-Truck von dem schon längst eine Million auf den Straßen fahren sollten, ist wohl eine Katastrophe.
Trump hingegen schockt erneut die Märkte und deutet an, den Fed-Chef entlassen zu wollen, Die Märkte reagieren, auch wenn eigentlich klar ist, dass selbst der US-Präsident Jerome Powell nicht einfach entlassen kann. Powell selbst erklärte, dass er einem entsprechenden Rücktrittsgesuch nicht nachkommen wolle. Zinssenkungen seien angesichts der zu erwartenden Auswirkungen auf die Inflationsentwicklung derzeit nicht angesagt.
In dieser Phase profitiert Gold. Gut gefällt uns deshalb aktuell das Investment in Goldminenaktien und die gesamte Wertschöpfungskette des edlen Metalls. Die Fonds dieses Sektors sind zwar mächtig volatil, was daran liegen könnte, dass das Interesse der Kleinanleger immer noch nicht richtig angesprungen ist. Größere Goldkäufe verschiedener Notenbanken könnten dafür verantwortlich sein, dass nach jedem Einbruch recht schnell wieder die Wende nach oben gelingt. So soll alleine China in diesem Jahr schon fünfmal mit größeren Käufen dabei gewesen sein.
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Per Saldo lassen sich die Schwankungen jedoch in Relation zur Wertsteigerung recht gut vertreten. Gut 30% Plus - wohlgemerkt in Euro - haben die beiden allokierten Fonds in diesem Jahr bereits zum MBplus-Ergebnis beigesteuert. Die Drawdowns der Aktienbörsen und die nur wenig erfreulichen Entwicklungen der Anleihen haben vielen klassischen defensiven Mischfonds erheblich zugesetzt. Der MBplus liegt derzeit seit Jahresbeginn mit weniger als 4% im Minus. Das ist nicht schön, kann sich aber durchaus sehen lassen.
Dienstag, 29.04.2025
Die Magnificent Seven waren nicht die Top-Performer und auch nicht die Unternehmen mit den geringsten Drawdowns ihrer Aktienkurse. Bei der Bezeichnung der "Glorreichen Sieben" ging es einzig und allein daraum, dass sie - gemessen an ihrer Marktkapitalisierung - die größten Unternehmen waren.
Analog dazu könnte man bspw. die sieben volumenstärksten defensiven Mischfonds ebenfalls als die "Glorreichen Sieben" der Vergleichsgrupe bezeichnen. Allerdings würde man im Fondsgeschäft erwarten, dass die großvolumigsten Fonds zumindest auch mit überdurchschnittlichen Ergebnissen überzeugen. Da sollte es ein "David" wie der MBplus gegen diese "Goliaths" schwer haben, zu überzeugen - oder?
Weit gefehlt: Der MBplus kann es ohne Weiteres auch mit diesen "Glorreichen Sieben" aufnehmen. Er hat die beste Performance und den geringsten Drawdown. Dabei haben wir nicht einen für diese Gegenüberstellung günstigen Zeitraum gewählt, sondern Performance und Drawdowns ab dem Zeitpunkt der Auflage des MBplus (15.12.2020) berechnet.
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Der Unterschied: Die sieben defensiven MIschfonds mit dem höchsten Volumen verwalten zusammen über 40 Milliarden Euro, während es der MBplus lediglich auf 0,04% dieses Volumens bringt. Finde den Fehler!
Mittwoch, 30.04.2025
Der MBplus beendet den Monat mit einem um 3,01% verbilligten Anteilspreis. Für so manchen Anleger mit einem weniger gut diversifizierten Depot kam es wesentlich schlimmer. Gerade defensive Mischfonds, die teilweise ihr Allzeithoch von Ende 2021 noch nicht wieder erreichen konnten, wurden erneut zurückgeworfen. Ein milliardenschwerer Fonds wie bspw. der "Kapital Plus" notierte auf einmal wieder 13,5% unter seinem Allzeithoch und damit auf dem Stand von Mitte 2020.
Heftig erwischte es auch viele Optionsprämienfonds, wobei diesmal auch Konzepte unter die Räder kamen, die Fat Tail-Events mit einer Long-Investition in VIX-Futures absichern wollen. Was im Corona-Crash oder auch 2022 gut funktionierte, wurde diesmal zum Verhängnis. Zwar stieg der VIX plötzlich und kräftig an. Das "Angstbarometer", das über die letzten 12 Monate im Schnitt unter 20 Punkten notierte, erreichte in der Spitze einen Wert über 60. Doch was das Lehrbuch für solche Fälle nicht vorsieht, passierte: Die VIX-Futures reagierten kaum. Die Marktteilnehmer (insbesondere natürlich institutionelle Investoren) gingen offensichtlich davon aus, dass es sich bei den Zoll-Ankündigungen Donald Trumps nicht um eine dauerhafte Bedrohung handelte. So fielen viele Optionsprämienfonds ungebremst in die Tiefe - hier eine kleine Auswahl:
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Drawdowns von 20% und mehr hatten die meisten Anleger nicht auf dem Radar. Viele verkauften prompt ... und damit natürlich genau zum falschen Zeitpunkt, denn es ist ganz sicher nur eine Frage der Zeit, bis die Verluste aufgeholt werden können.
Spätestens jetzt dürfte jedem klar werden, warum wir im Options-Fonds-Portfolio (OPF) auf unterschiedliche Konzepte setzen, die im Feintuning sogar eine Sicherheit bieten, von der wir nicht ausgehen konnten, dass sie einmal derart beansprucht werden könnte.
Bei den vier dauerhaft im OFP allokierten Zielfonds gab es - bei unverändert hoher Allokation der Konzepte - eine extreme Spreizung der Entwicklungen. Wir konnten dabei ganz gelassen bleiben. Das Quartett der unten abgebildeten Performance-Attributionen verlor im April unterm Strich gerade mal 0,87% und notierte am Monatsende 1,58% unter dem Allzeithoch.
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Hinzu kamen die Ergebnisse eines fünften Fonds, den wir erst Mitte August letzten Jahres mit einer kleinen Position allokierten, um ihn nun zweimal aufzustocken. Im April erwirtschaftete dieses Fondskonzept eine Performance von plus 3,48% und verbesserte damit das oben genannte OFP-April-Ergebnis noch mal um 0,19%-Punkte.
Damit hat das OFP eine Bewährungsprobe bestanden, die über alles, was wir an Evenualitäten in das Konzept dieses Portfolios hatten einfließen lassen, deutlich hinausging.
Mehr natürlich auch in dem in Kürze erscheinenden MBplus-Monatsbericht. Bis zum nächsten Mal ...
Ihr/euer Jürgen Dumschat
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