Das MBplus-Fondsmanager-Tagebuch für Juli 2025 ... Sommerpause?
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Mehrwertphasen-Strategie,
so richtig ist die Sommerpause noch nicht bei uns angekommen. Da wird ein Zollabkommen der USA mit der EU geschlossen, das den Grad der Macht Europas eindrucksvoll demonstriert: Es scheint, dass wir auf der untersten Stufe, der Ohnmacht, angekommen sind. Da werden dann auch mal Zusagen gemacht, die so gar nicht eingehalten werden können. Das gilt übrigens auch für den Bundeshaushalt der nächsten Jahre, der allein von der Hoffnung getragen wird, dass die Steuereinnahmen massiv steigen (war im Koalitionsvertrag nicht von Steuerentlastung die Rede?).
Aber natürlich hoffen wir stets, dass alles besser werden möge. Dies gilt auch beim Fondsmanagement. Mit jedem Verkauf und der im Gegenzug getätigten Neuinvestition hofft man, dass das Portfolio nun ein besseres ist. Die Hoffnung zu hegen, dass dies immer klappt, wäre reine Illusion. Erfolgreiche Fonds leben damit, dass zumindest mehr als die Hälfte der getroffenen Entscheidungen richtig war. Das gilt natürlich auch, wenn - wie in diesem Monat erstmals geschehen - überhaupt nichts am Portfolio geändert wird.
Es handelt sich dabei aber nicht um ein Indiz für eine Sommerpause unsererseits. Schließlich muss auch die Entscheidung, nichts zu verändern, jeden Tag aufs Neue getroffen werden. Und jeden Tag gilt es, zu überprüfen, ob dies die richtige Entscheidung war.
Nun aber zu den Tagebuchnotizen für den vergangenen Monat ...
(Alle Ausgaben des MBUI-Fondsmanager-Tagebuchs für die jeweils letzten 12 Monate finden Sie - nach Bestätigung des Disclaimers - im Bereich für Investment-Professionals auf der MBplus-Website.)
Donnerstag, 03.07.2025
Ziel erreicht? Es scheint so, denn die Inflationsrate sank im Juni überraschend auf 2,0%. Doch die Kerninflationsrate liegt immer noch bei 2,7%. Doch es gibt mehr Gründe, die eher gegen als für eine anhaltend niedrige Inflations sprechen. Die Preise für Dienstleistungen steigen überdurchschnittlich. Hohe Lohnforderungen, Anstieg der Preise für Gas und Strom, höhere CO2-Preise oder auch steigende Lebensmittelpreise könnten die Inflation wieder anheizen. Auch sind steigende Preise zur teilweisen Kompensation von Zollzahlungen denkbar. Vor allem aber würde eine zu schnelle Zinssenkung der EZB inflationär wirken. Warten wir es also ab, ehe wir uns freuen.
Mittwoch, 09.07.2025
Für 180.000 Angestellte des öffentlichen Dienstes gibt es ab dem nächsten Monat 5% (mindestens aber 200 Euro) mehr Gehalt. Am 01.09.2026 gibt es eine weitere Erhöhung um 3,3%. Für die Gehaltsgruppe A (für Tätigkeiten ohne Fachkenntnisse) ist die Gehaltssteigerung mit bis zu 11,6% überdurchschnittlich hoch.
Donnerstag, 10.07.2025
Vor einer Woche wurde das Allround-Gesetz ("Big Beautiful Bill") auch vom US-Repräsentantenhaus verabschiedet. Es macht den Weg in einen Schuldenstaat frei. In dem umfassenden Gesetz ist ganz nebenbei auch eine Anhebung der Schuldenobergrenze um sage und schreibe 5 Billionen US-Dollar auf nunmehr 41 Billionen US-Dollar enthalten. Das ist die mit Abstand höchste Erhöhung der Schuldenobergrenze in der Geschichte der USA. Der früher übliche Haushaltsstreit zwischen Republikanern und Demokraten, der meist erst in letzter Minute beendet wurde, entfällt also bis auf Weiteres.
Die diesjährige Zinsbelastung in den USA erreicht die astronomische Höhe von 1,1 Billionen US-Dollar und man versteht, warum Trump die Zinsen gesenkt sehen möchte. Doch Zinssenkungen sind keine tolle Verkaufshilfe für US-Anleihen. Die US-Treasuries sind schon längst nicht mehr DER sichere Hafen. Laut Prognosen des Congressional Budget Office wird der Schuldenstand zum Ende der Legislaturperiode bei 107% des BIP erwartet.
Astronomisch ist auch die Marktkapitalisierung von Nvidia, die gestern erstmals den Wert von 4 Billionen US-Dollar erreichte.
Dienstag, 15.07.2025
Die Inflationsrate in den USA stieg im Juni auf 2,7%. Analysten waren von 2,6% ausgegangen. Dass bei dem schwächeren Dollar die Importpreise für die vielen zudem mit höheren Zöllen belasteten Güter die Verbraucherpreise weiter erhöhen könnten, interessiert Trump offensichtlich nicht. Er fordert Jerome Powell auf "Truth Social" einmal mehr auf, die Zinsen deutlich zu senken.
Freitag, 25.07.2025
Alarmierende Nachrichten von einer ganz anderen Schuldenfront: Der Schuldenhebel an der Wall Street steigt rasant. Laut Einschätzung der Deutschen Bank ist eine alarmierende Höhe erreicht. Der Leverage sei höher als zu Zeiten der Dotcom-Blase. Die Euphorie sei kaum noch zu bändigen und habe ein "weißglühendes" Niveau erreicht. In der Tat: Trotz aller Inponderabilien notiert auch der Fear & Greed Index Bereich "Extreme Greed".
Donnerstag, 31.07.2025
Sommerpause herrschte auf jeden Fall beim MBplus. Keine einzige Transaktion gab es in diesem Monat. Doch obwohl wir uns mit Urlaub abwechselten, verging kein Tag, an dem wir nicht diskutierten, ob die Fortsetzung der Rallye, die den "Independent Day" schon längst wieder vergessen ließ, auch über den nächsten Tag hinaus noch Bestand haben könnte.
Und doch kamen wir jeden Tag des Monats zur Überzeugung "Einer geht noch!" (gemeint ist in diesem Fall ein weiterer Tag mit halbwegs offensiver Ausrichtung und ohne Absicherungen durch Index-Shorts). Nichts scheint derzeit den "Animal Spirit" der Investoren bremsen zu können. Es gab Zeiten, da hätte die brisante MIschung aus geo- und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in Verbindung mit brisanten Fundamentaldaten (hohe Bewertungen) für mehrere Krisen gereicht. Doch die KI-Euphorie ist ungebremst und erinnert uns an die Zeit, als mit heute selbstverständlicher Technolgie noch wenig oder gar kein Geld verdient wurde. Es hat viele Jahre gedauert, ehe sich die damaligen Investitionen auszahlten. Viele Unternehmen blieben dabei auf der Strecke.
Zur Erinnerung sei die Entwicklung des just zur finalen Sturmphase der Dotcom-Blase aufgelegten "Deka-Technologie" gezeigt. Mehr als 20 Jahre hat es gedauert, eher der Höchststand vom März 2000 wieder erreicht wurde. Bis dahin war ein Maximum Drawdown von 86,66% (!) zu verdauen. Wir reden hier nicht von einem vorübergehenden Hype. |
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Die sich damals entwickelnden und zunehmend verbreitenden Technologien haben die Welt verändert. Die Anleger waren einfach zu früh auf der Matte ... und zu gierig.
Beim MBplus sind es nicht nur die im Taktischen Opportunitäts-Portfolio (TOP) allokierten Themenfonds, die dafür sorgen, dass der der Fonds kurz vor einem neuen Allzeithoch steht.
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Auch im Strategischen Basis-Portfolio (BP) spielt die Musik Crescendo. So hat bspw. der "Flexible MIschfonds 4" auf Jahresssicht 16,09% zugelegt. Der "Contrarian Value-Aktienfonds 2" brachte es auf 14,43% Wertzuwachs. Dabei begann der 12-Monats-Zeitraum denkbar schlecht und die Entwicklung wurde durch den Einbruch infolge des "Independent Days" noch mal rigoros gebremst. |
Der MBplus beendete den Monat mit einem Plus von 2,10%. Damit ist das Allzeithoch vom Februar in Sichtweite. Rückblickend herrscht Gelassenheit, aber der Blick nach vorne lässt uns Tag für Tag erneut die Frage stellen, wann es Zeit wird, in die Defensive zu gehen. Jederzeit könnte ein exogener Schock die Märkte auf Talfahrt schicken. Und die geht meist deutlich rasanter als der mühsame Aufstieg.
Wir bleiben hellwach! Bis zum nächsten Mal ...
Ihr/euer Jürgen Dumschat
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